„Die HANDWERKSTATT ist eine Maßnahme zur Beruflichen Orientierung, die Schülerinnen und Schülern den Freiraum gibt, sich auszuprobieren und handwerkliche Tätigkeiten auszuüben“ (Hagenmüller, Stefanie (2018): HANDWERKSTATT, S.4). Nach monatelanger Vorbereitung war es endlich soweit: 15 interessierte und motivierte Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 der Gemeinschaftsschule Ammerbuch, deren Schulleiter Christian Rapp, Dr. Ute Grewe (verantwortlich für die Berufliche Orientierung an der GMS) und Stefan Gerber (Techniklehrer) führten vom 17.-21.07.2023 das Pilotprojekt HANDWERKSTATT auf der Tübinger Hütte im Montafon durch. Sie liegt inmitten der traumhaften Bergkulisse der Silvretta, am Ende des Garneratals, auf 2193 Metern Seehöhe. In Kooperation mit der Stiftung Würth, die allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern hochwertige Werkzeugrucksäcke zur Verfügung stellte, und der Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins (DAV) konnten hier verschiedene Bau-Projekte durchgeführt werden, wie z.B. die Restaurierung des Zauns rund um die Terrasse, der Bau eines neuen Zauns, um die wilden Schafe von der Hüttenterrasse abzuhalten, die Verlegung und Neuausrichtung eines Brunnenabflusses, das Sichten und Säubern der Abflussrinnen auf dem Fahrweg und auch das Sammeln geeigneter Steine für den Bau eines Hochbeets. Mit zwei Kleinbussen des DAV Tübingens ging es nach Gaschurn, von dort mit der Versettlabahn zur Mittelstation auf 1481m Höhe und dann war der vierstündige Marsch zur Tübinger Hütte auf 2193m Höhe angesagt. Vorbei an friedlich grasenden Kühen, blühenden Sommerwiesen und Murmeltieren ging es die letzten 200 Höhenmeter steil bergauf, über Geröllfelder und durch kalte Gebirgsbäche. Oben angekommen, gab es zunächst vom Hüttenwirt Tim ein Skiwasser für alle, danach wurden die Zimmer und Matratzenlager bezogen und die Projektteams von den Mitgliedern des DAV zusammengestellt. Die nächsten drei Tage waren den Bauprojekten gewidmet. Hier festigte sich die Fähigkeit, sich selbst einschätzen zu können, bei einer Tätigkeit durchzuhalten und selbst festzustellen, welche Stärken man besitzt. Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit wurden dabei ebenfalls erworben. Auch eine Gipfelwanderung zum Garnerajoch (2489m) stand auf dem Programm. Roland Hunger (DAV Sektion Tübingen) und auch der Hüttenwirt Tim thematisierten dabei Aspekte des Naturschutzes und das korrekte Verhalten in den Bergen in Bezug auf gegenseitige Rücksichtnahme. Das Wetter spielte meist mit, die Regenmomente wurden genutzt, um diverse Schönheitsreparaturen innerhalb der Hütte durchzuführen, zu spielen und miteinander zu reden. Hier an diesem außerschulischen Lernort, weit weg von Klassenzimmern und Noten, konnten die Schülerinnen und Schüler zeigen, dass sie offen sind für neue Erfahrungen und handwerkliche Arbeit. Auch die Arbeit im Team und deren Analyse in gemeinsamen Reflexionsrunden trugen dazu bei, dass die Teilnehmenden lernten, wie Prozesse optimiert werden können und eine Zusammenarbeit besser funktioniert. Die Schülerinnen und Schülern konnten den Arbeitsalltag auf einer Berghütte auf 2200m Höhe, die nur zu Fuß zu erreichen ist, realistisch erleben und lernten so, was es heißt, mit Ressourcen wie Energie oder Baumaterialien und der Natur schonend umzugehen. Bei der abschließenden Reflexionsrunde am letzten Abend auf der Hütte kristallisierte sich auch heraus, dass die Schülerinnen und Schüler das fehlende Handynetz als einen Vorteil betrachteten dadurch, dass sie nicht ständig von messages abgelenkt wurden; sie werteten es positiv, dass „kein Supermarkt um die Ecke“ war und wurden sich der Müllproblematik bewusst: hier auf der Hütte gibt es keine regelmäßige Müllabfuhr, alles, was von den Hüttengästen an Müll produziert wird, muss selbst wieder hinunter ins Tal gebracht werden. Auch wenn der Abstieg am letzten Tag von Dauerregen geprägt war – die Begeisterung aller Teilnehmenden am Projekt war noch lange zu spüren. Unser besonderer Dank geht an Roland Hunger, der uns tatkräftig bei der Organisation des Projekts unterstützt hat, und den Mitgliedern der DAV-Sektion Tübingen, die den Schülerinnen und Schüler bei ihren handwerklichen Tätigkeiten auf der Hütte mit Rat und Tat zur Seite standen; an die Stiftung Würth für die Bereitstellung der Werkzeugrucksäcke und der Hilfe bei der Voraborganisation; an das Hüttenwirtpaar Tim und Anni, welche uns mit hervorragendem Essen versorgt haben und die Seele der Tübinger Hütte sind, und all die Gäste der Tübinger Hütte, die uns in diesen fünf Tagen in wechselnder Anzahl immer wieder signalisierten, wie herausragend und auch richtungsweisend dieses Projekt ist. Dr. Ute Grewe, GMS Ammerbuch